Yop Stender Brookhuis an seinem Poffertjes-Stand Yop Stender Brookhuis an seinem Poffertjes-Stand
Foto: Peter Leßmann

Draußen

Der nette Nachbar aus den Niederlanden

erschienen im MÜNSTER! Magazin No. 118 (November 2022)

„Schule habe ich echt gehasst“, erzählt Yop Stender Brookhuis schon zum Einstieg, als wir ihn nach seinem Werdegang fragen. Und wie wird man schließlich zum Poffertjes-Bäcker auf Münsters Wochenmarkt? Yop erzählt, dass er als Schüler häufig krank war, „schulkrank“, wie er sagt. Soll heißen: Er hatte irgendwann einfach „keinen Bock mehr“ auf Schule. Also begann er schon im Alter von 15 zu arbeiten. Das gefiel ihm besser! Im Supermarkt seines Heimatorts an der deutsch-niederländischen Grenze etwa, dort wo viele deutsche Nachbarn einkauften und er dadurch schnell Deutschsprechen lernte. Mit dem nur knapp geschafften Schulabschluss in der Tasche wagte er im nächsten Schritt so manches, um mit seinen vielfältigen Talenten das nötige Kleingeld zu verdienen. Um als noch sehr junger Mann auf eigenen Beinen zu stehen. Aus der Lust, in der Natur und im Garten zu arbeiten bot er sich etwa (über eine Anzeige in der Tageszeitung) als Gartengestalter und -Handwerker an. Lief gut! Machte ihm Spaß. Computer und IT interessierten ihn. Er begann eine Ausbildung: Aber den ganzen Tag in einem Büro am Schreibtisch sitzen? Nichts für Yop. Also brach er ab.

Yop am Poffertjes-Stand auf dem Wochenmarkt Foto: Peter Leßmann
Poffertjes in Perfektion: Neben dem optimalen Teig gehört natürlich auch so mancher gut sitzender Handgriff zum genussreichen Ergebnis.

Dann: Landwirtschaft! Auch ein tolles Thema. Yop arbeitete auf Höfen, mit Treckern, im Stall, auf dem Feld. Schön! Was noch? „Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich putze gern! Habe es gerne sauber und ordentlich“, erzählt der 27-Jährige. Und Autos mag er. So baute er sich mit einigen Investitionen in Hochdruckreiniger, Werkzeug und Material ein kleines Business auf, um Autos professionell aufzupolieren und um diese im Detail und mit viel Liebe auf Hochglanz zu bringen. „Ja, ich brauch’ viel Abwechslung“, lacht Yop, der einige dieser hier aufgezählten Tätigkeiten noch heute kombiniert. Da wäre etwa auch noch die Arbeit für einen Event- und Kirmesanbieter, der Hüpfburgen, Bierfahrräder und Co. vermietet. Yop begleitete die Attraktionen, sorgte dafür, dass alles rund lief. Viele Standbeine, viel Abwechslung! „2019 habe ich mir dann gedacht, dass ich vor allem die Gartenarbeit nicht bis an mein Lebensende machen kann wegen der körperlichen Anstrengung. Ich überlegte, was ich wie weitermachen möchte“, so Yop. „Tja, dann habe ich überlegt, was ich eigentlich besonders gerne mag. Und da fielen mir Poffertjes ein!“, erzählt der junge Niederländer, der in Noord Deuringen nahe der Grenze zu Nordhorn lebt. Yop + Poffertjes = Yoppertjes! Der umtriebige Jungunternehmer bastelte fortan an seiner Geschäftsidee, die heute unseren Wochenmarkt bereichert. Poffertjes müsste man backen. Auf einem Verkaufsmobil. Wie wäre es mit einem umgebauten Fahrrad? Und das in der Fahrradstadt Münster mit ihrem besonders schönen Wochenmarkt?

Yop am Poffertjes-Stand auf dem Wochenmarkt Foto: Peter Leßmann
„Die Kunden kennen Poffertjes aus dem Urlaub und von Besuchen bei uns im Land, sie mögen sie gerne frisch gebacken", so Yop.
Poffertjes auf dem Wochenmarkt Münster Foto: Peter Leßmann
Es duftet! Die Portionen der kleinen, runden Pfannküchlein lassen sich auch super mit mehreren teilen.

Eins kam zum anderen. Yop kaufte ein (sehr!) altes Fahrrad von 1920, bastelte daran herum, fragte parallel bei Münsters Wochenmarktmeister nach einem Standplatz. Gut Ding wollte Weile haben, doch irgendwann war es soweit: Jede Schraube am Rad war poliert und der Standplatz wurde an Yop vergeben. Was für ein Glück! Im Januar 2021 startete er, das Zertifikat zum Umgang mit Lebensmitteln in der Tasche, ein bisschen aufgeregt, aber auch voller Selbstvertrauen, dass das wohl klappen wird. So, wie vieles vorher auch schon gut gegangen war in seinem jungen Berufsleben. Und seitdem läuft es bei Yop und seinen Yoppertjes: Nach Anreise aus den Niederlanden und Aufbau ist er an Markttagen um 8 Uhr „backbereit“ mit seinem Fahrradmobil am Dom, ganz in der Nähe von Wolle & Moritz. Vor allem von 11 bis 14.30 Uhr bäckt er seine Poffertjes, die münzgroßen Pfannküchlein unter anderem aus Weizen- und Buchweizenmehl, Eiern und Milch, am laufenden Band. „Und wie läuft es mit den Yoppertjes, Yop?“ „Gut!“ freut sich der sympathische Niederländer. „Die Kunden kennen Poffertjes aus dem Urlaub und von Besuchen bei uns im Land, sie mögen sie gerne frisch gebacken. Sie teilen ihre Portion als Familie, essen sie alleine oder kommen auch nochmal wieder für eine zweite!“. Er lacht. Und hat sie auch selbst noch nicht satt, sondern feilt an Ideen, wie er sein Yoppertjes-Geschäft noch besser aufstellen kann. Von weiteren (noch geheimen) Businessmodellen ganz zu schweigen. Der Mann hat noch mehr gute Ideen! Und vielleicht erzählen wir auch davon irgendwann ...

Poffertjes auf dem Wochenmarkt Münster Foto: Peter Leßmann
Leise rieselt der Puderzucker – jetzt im Herbst und Winter schmecken die Poffertjes frisch gebacken und noch warm vielleicht am allerbesten?

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